Der Terminus "Grand Cru", französisch für "großes Gewächs" spiegelt die französische Terroir-Philosophie wider, die von einer konstanten und charakteristischen Qualität des Bodens und des Mikroklimas ausgeht, selbst wenn sich die Jahrgangqualitäten unterscheiden können. Grand Crus ergänzen das französische Appellationssystem (Appellation d’Origine Protégée) und markieren Spitzenweine. Je nach Weinregionen kann "Grand Cru" verschiedene Aspekte betreffen: eine spezifische Lage, ein Dorf, ein Weingut oder den dort hergestellten Wein.
Die Bordeaux-Klassifizierung von 1855: Grands Crus mit Kultstatus
Die 1855 eingeführte berühmte Bordeaux-Klassifizierung gilt bis heute als Synonym für Weltklasse-Weine.
Historischer Hintergrund
Auf Anfrage Napoleons III. startete die 1705 gegründete Kammer für Handel und Industrie in Bordeaux dieses Klassifizierungssystem für die Region Gironde.
Die Kriterien
Bekanntheit und erzielte Marktpreise der letzten 100 Jahre waren die Hauptkriterien. Die Kategorie umfasst ausschließlich Rotweine aus dem Médoc, sprich das linke Bordeaux-Ufer.
Seit ihrer Einführung gab es nur eine signifikante Änderung: Château Mouton Rothschild wurde 1973 von einem Deuxième zu einem Premier Cru hochgestuft.
Die Qualitätsstufen
Die Qualitätsstufen reichen von Premier Cru bis zu Cinquième Cru, wobei die Kategorie Premier Cru (auch 1er Cru oder Premier Grand Cru Classé) die Elite der Klassifizierung von 1855 darstellt.
Saint-Emilion Grand-Cru: Spitzenweine vom rechten Bordeaux-Ufer
Die Tatsache, dass Saint-Emilion erst 100 Jahre nach der berühmten Klassifizierung von 1855 seine eigenes Klassifizierungssystem bekam, bedeutet nicht, dass es am rechten Bordeaux-Ufer weniger qualitativ zugeht. So kommt die Appellation Pomerol ganz ohne offizielle Qualitätspyramide aus - und steht ihren Cousins von der Rive Gauche in nichts nach.
Historischer Hintergrund
1954 initiierte das französische Institut für Herkunft und Qualität die Saint-Emilion Grand-Cru-Klassifikation auf Anfrage des örtlichen Verteidigungsverbandes.
Die Kriterien
Weingüter müssen sich regelmäßig neu bewerben. Bewertet werden unter anderem Reputation, Marktpreise, Qualität des Terroirs und der letzten zehn Jahrgänge. Die Klassifikation wird alle 10 Jahre überprüft und angepasst.
Die Qualitätsstufen
Die Qualitätsspitze bilden die Premiers Grands Crus Classés A, gefolgt von Premier Grand Cru Classé B und der untersten Stufe Grands Crus Classés.
Cru Bourgeois:
Historischer Hintergrund
Der Begriff "Cru Bourgeois" bedeutet soviel wie "bürgerliches Gewächs". Die Einstufung wurde geschaffen, um eine Alternative zu den "adeligen" Grands Crus Classés zu bieten.
Die Kriterien
Neben einer exzellenten Arbeitsweise und hoher Weinqualität zählen auch die Flaschenabfüllung auf dem Weingut und der Verkauf frühestens zwei Jahre nach der Ernte zu den Anforderungen.
Die Cru Bourgeois des Médoc sind in der Alliance Cru Bourgeois zusammengeschlossen, die für mehr als 40% der Médoc-Produktion steht – über 230 Betriebe auf mehr als 7.200 Hektar, viele davon Familienunternehmen.
Die Qualitätsstufen
Die Qualitätsspitze der Cru Bourgeois-Klassifizierung bildet die Stufe Cru Bourgeois Exceptionnel, gefolgt von Cru Bourgeois Supérieur und der untersten Stufe Cru Bourgeois.