„Grand Cru“ ist französisch für „großes Gewächs“ und steht für hochklassige Weine, wobei die Bedeutung regional variiert.
Die Grand-Cru-Lagen des Burgunds
Im Burgund besitzt der Begriff Grand Cru seine strengste, historisch gewachsene und international anerkannteste Bedeutung. Seit der Einführung des AOC-Systems 1935 definiert eine Grand-Cru-Lage ein klar abgegrenztes Terroir, dessen natürliche Bedingungen – Geologie, Exposition, Mikroklima – als ideal für Pinot Noir oder Chardonnay gelten. Diese Lagen stehen an der Spitze der burgundischen Qualitätspyramide, gefolgt von Premier Cru, Village und Régionale.
Die 33 Lagen verteilen sich überwiegend auf die Côte d’Or:
Côte de Nuits – das Reich der großen Pinot Noirs
Die Region beherbergt 24 Grand Crus, darunter einige der berühmtesten Rotweine der Welt:
Chambertin & Chambertin-Clos de Bèze (Gevrey-Chambertin)
Kraftvoll, würzig, langlebig – Napoleon nannte Chambertin seinen Lieblingswein.
Musigny (Chambolle-Musigny)
Legendäre Finesse und Seidigkeit, teils auch als Weißwein rar produziert.
Clos de Vougeot (Vougeot)
Historischer Besitz der Zisterziensermönche; 50 ha, große stilistische Vielfalt.
La Tâche & Richebourg (Vosne-Romanée)
Ikonen des Burgunds, in Monopol- oder quasi-Monopolbesitz der Domaine de la Romanée-Conti.
Romanée-Conti – das berühmteste Terroir der Welt
Nur rund 5500 Flaschen jährlich; Kultstatus seit dem 18. Jahrhundert.
Côte de Beaune – Heimat der größten Chardonnays
Die Region umfasst 9 Grand Crus, darunter:
Montrachet (Puligny-Montrachet & Chassagne-Montrachet)
Allgemein anerkannt als der größte trockene Weißwein der Welt.
Corton-Charlemagne
Machtvoll, mineralisch, mit beeindruckender Alterungsfähigkeit.
Corton (rot & weiß)
Einziges Grand-Cru-Rotweinterroir der Côte de Beaune.
Burgunder Weingüter mit Grand-Cru-Lagen
Zu den ausgewählten Spitzenweingütern der burgundischen Grand-Cru-Landschaft zählen Namen, die für höchste handwerkliche Präzision, jahrhundertealte Tradition und einzigartige Terroirs stehen. In Vosne-Romanée verkörpert die Domaine de la Romanée-Conti mit ihren legendären Parzellen Romanée-Conti, La Tâche und Richebourg das Nonplusultra burgundischer Weinbaukunst. Ebenfalls in Vosne-Romanée setzt die Domaine Leroy Maßstäbe, insbesondere mit Grand Crus wie Romanée-Saint-Vivant oder Richebourg. Weiter nördlich in Gevrey-Chambertin gehört die Domaine Armand Rousseau mit ihren herausragenden Lagen Chambertin und Clos de Bèze zu den Ikonen der Côte de Nuits.
In Chambolle-Musigny steht die Domaine Comte Georges de Vogüé für die stilistische Finesse und Tiefe des Musigny, einem der feinsten Pinot-Noir-Terroirs der Welt. An der Côte de Beaune dominieren wiederum große Weißweinadressen: In Puligny- und Chassagne-Montrachet sind die Domaine Leflaive und die Domaine Ramonet für ihre unvergleichlichen Interpretationen des Montrachet berühmt. Schließlich gilt die Domaine Bonneau du Martray in Aloxe-Corton als Referenz für Corton-Charlemagne, einen der langlebigsten und mineralischsten Weißweine des Burgunds.
Grand Cru in anderen französischen Regionen
Bordeaux – Klassifikationen der Châteaux
In Bordeaux bezeichnet „Grand Cru“ nicht eine Lage, sondern ein Weingut (Château).
1855er Klassifikation (Médoc & Sauternes): fünf Klassen, von Premier Cru Classé bis Cinquième Cru.
Saint-Émilion: eigenes System (Premier Grand Cru Classé A/B, Grand Cru Classé), regelmäßig aktualisiert.
Pomerol: keine offizielle Klassifikation, dennoch Heimat ikonischer Weine wie Pétrus.
Champagne – Grands Crus der besten Gemeinden
Die Bezeichnung Champagne Grand Cru ist Gemeinden vorbehalten, deren Trauben im historischen Échelle-des-Crus-System mit 100 % bewertet wurden. Nur wenige Ortschaften – u. a. Ambonnay, Aÿ, Avize, Le Mesnil-sur-Oger – sind als Grand Cru eingestuft.
Elsass – 51 Grand-Cru-Lagen
Seit 1975 definiert die AOC Alsace Grand Cru spezifische Einzellagen mit strengen Vorgaben zu Rebsorten, Erträgen und Terroir. 51 Lagen in 47 Gemeinden gehören dazu.
Was unterscheidet Bordeaux-Grand-Cru-Classé und Burgund-Grand-Cru?
Im Burgund bezieht sich der Begriff auf die Herkunft (Terroir), in Bordeaux auf die Identität des Produzenten, sprich das Château. Mehr dazu in unserem Beitrag Grand Cru: Ein Leitfaden durch Frankreichs Qualitätslabyrinth