Bollinger Neuheiten 2025: Wenn Pinot Noir auf 007-Nostalgie trifft

Bollinger Neuheiten 2025: Wenn Pinot Noir auf 007-Nostalgie trifft

Das Champagnerhaus Bollinger feiert 2025 Pinot-Noir-Fokus und 45 Jahre James Bond. Drei neue Cuvées – PN TX20, B16 Extra Brut und 007 Limited Edition – versprechen Tiefe und Stil. Ein genauer Blick darauf.

PN TX20, B16 und 007-Glamour: Drei Bollinger Neuheiten unter der Lupe

Aÿ, Champagne. Während andere Häuser ihre Reserveweine in Stahltanks oder Fässern lagern, stapelt Bollinger seit 1829 Magnumflaschen in seinen Kellern. Fast eine Million Stück sollen es mittlerweile sein. Warum dieser Aufwand? Weil Magnum-Flaschen langsamer, harmonischer reifen. Klingt romantisch. Ist aber auch Marketing-Gold wert, würde so mancher Zyniker sagen.

Champagner mit Rückgrat

Aber sicher ist: Wer einmal einen Bollinger mit substantiellem Reserveweinanteil getrunken hat, versteht die Idee. Diese Weine haben Rückgrat. Sie schmecken nicht nach dem, was Champagner-Novizen erwarten – keine süßliche Gefälligkeit, keine plumpe Fruchtigkeit. Stattdessen: Tiefe, Struktur, manchmal fast etwas Trotziges.

2025 nun also drei neue Interpretationen dieser Philosophie. Oder besser: zwei neue und eine in schwarzer Verpackung.

1)      Bollinger 007

1979, Moonraker, der elfte James-Bond-Film: Bollinger wurde zum offiziellen Champagner der Saga. 45 Jahre später gibt es die Special Cuvée in schwarzer Box mit goldenem Kanonendekor und Bond-Silhouette. Limited Edition, versteht sich.

Die Special Cuvée selbst – 1911 auf Anregung eines britischen Agenten kreiert – ist ein solider, komplexer Champagner. Überwiegend Pinot Noir, ergänzt durch Chardonnay und Meunier, mit reifen Früchten, Brioche, Gewürzen. Großzügig, strukturiert, lang im Abgang. Serviertemperatur: 10-12 °C.

45 Jahre James Bond

Aber seien wir ehrlich: Wer diese Flasche kauft, kauft nicht zuletzt auch die Verpackung. Und das ist okay. Nostalgie ist ein legitimer Kaufgrund. Solange der Inhalt stimmt. Und das tut er in diesem Fall zweifelsohne.

2)      Bollinger PN TX20

Der Bollinger PN TX20 Blanc de Noirs wirkt wie eine Art Liebeserklärung an die eigene Obsession: 52 Prozent Reserveweine aus 2008 und 2012, der Rest vom Jahrgang 2020. Montagne de Reims, vor allem Tauxières – ein Terroir, das Frische bringt, ohne dünn zu wirken. Aÿ und Avenay liefern die Komplexität.

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Pinot Noir ohne Schnörkel

Was im Glas landet? Ein vom Pinot Noir geprägter Champagner, der nicht sofort charmiert. Zitrus, weißer Pfirsich, Feuerstein – alles da, aber ohne aufdringliche Präsenz. Am Gaumen dann diese Vinosität, die man bei Bollinger erwartet: fast schon burgundisch, mit Kompottfrüchten und einer Länge, die bleibt.

Dosage: 8 g/L. Serviertemperatur: 10-11 °C. Und ja, er kann noch reifen. Sollte er vielleicht sogar.

Food-Pairing zum PN TX20

Die vorgeschlagenen Food-Pairings – Hummer à l'Armoricaine, Perlhuhn mit Salbei – sind ambitioniert, aber durchaus nachvollziehbar. Die Vinosität des Champagners verträgt durchaus kräftige Aromen. Wer es unkomplizierter mag: Gegrillter Fisch vom Markt funktioniert meiner Meinung nach ebenso gut.

3)      Bollinger B16

Während der PN TX20 noch im Mainstream-Bollinger-Spektrum operiert, geht der B16 Extra Brut einen Schritt weiter. Ausschließlich Grand und Premier Crus, Holzvinifikation, sieben Jahre auf der Hefe, manuelle Rüttelung, manuelles Degorgieren. 73 Prozent Pinot Noir, 27 Prozent Chardonnay. Dosage: 4 g/L.

Holz, Hefe, Handarbeit

Das ist Champagner für Menschen, die das Wort „mineralisch" nicht nur als Floskel benutzen. Weißdorn, Akazienhonig, Bergamotte – die Nase verspricht Finesse. Am Gaumen dann diese seidige Textur, die man bei Extra Brut nicht immer findet. Manche Winzer verwechseln niedrige Dosage mit Strenge. Bollinger nicht.

Ob man dafür sieben Jahre Hefelager und Handarbeit braucht? Vermutlich schon. Ob man das schmeckt? Wenn man aufmerksam trinkt: definitiv.

Verkostung und Servierempfehlung B16

Die Pairing-Vorschläge – Langoustinen-Tatar, Wolfsbarsch mit Nori-Hollandaise – klingen nach Sterneküche. Ich würde ihn zu Austern trinken. Oder zu gar nichts.

Pinot-Noir-Doktrin statt Diversifikation

Warum Bollinger auf Pinot Noir setzt

Was alle drei Cuvées verbindet: die kompromisslose Fokussierung auf Pinot Noir. Während andere Häuser mit Blanc de Blancs kokettieren oder Meunier-Champagner als „Entdeckung" inszenieren, bleibt Bollinger bei seiner Linie. Das ist keine Sturheit, sondern Konsequenz.

In einer Weinwelt, die von kurzlebigen Trends getrieben wird – Natural Wine hier, Orange Wine da, Pét-Nat überall –, zeigt diese Beständigkeit Haltung. Und Mut. Denn wer sich so klar positioniert, macht sich angreifbar.

Die Million Magnumflaschen im Keller? Aufwendig, zweifellos. Aber wer die Tiefe und Komplexität dieser Reserveweine einmal im Glas hatte, versteht: Das ist keine Marketing-Folklore, sondern gelebte Handwerkskunst. Bollinger investiert in Zeit. Und Zeit ist das, was einen großen von einem gutem Champagner unterscheidet. 

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